Nur kurz zuckt die kleine blaue Schraube beim Stapellauf an der langen Strohhalmwelle. Eine dicke Wolke hat sich vor die Sonne geschoben, da reicht der Strom nicht, um das aus einer Fischdose gebaute Boot anzutreiben. Aber Felix weiß, dass es funktionieren würde. Als Frank Bacher die Wärmelampe auf das kleine Photovoltaikmodul gehalten hat, hat der Motor genügend Schwung bekommen.

Solarboote aus Fischkonserven zu bauen, ist seit Jahren ein beliebtes und deswegen immer wieder organisiertes Angebot im Ferienspaßprogramm, das die Kolpingsfamilie im Auftrag der Gemeinde auf die Beine stellt. Manuel Schröder und Frank Bacher wissen deshalb auch schon, wo die größten Herausforderungen lauern und Tipps weiterhelfen. Sie haben alle benötigten Materialien vorher auf den Tischen im Außerschulischen Lernstandort (ASL) bereit gelegt. 

Noch kein Heringsfilet in der Dose

In den Fischkonserven hat noch kein Heringsfilet geschwommen, die bekommen sie praktischerweise vom Hersteller einzeln als Dose und Deckel. Darauf werden die Zutaten der Marke „Matthias“ in kyrillischer Schrift angepriesen. Als erstes aber muss der Ständer für das Solarmodul aus einer dünnen Nadelholzplatte ausgesägt werden, einer der schwierigsten Arbeitsschritte. Da zeigt sich, dass Carina schon mal in der großen Werkstatt ihres Vaters mitgeholfen hat. Bei Fabian klappt es besser, nachdem Manuel Schröder ihn darauf hingewiesen, „nicht seine Muckis spielen zu lassen“, eben nicht mit Kraft sondern schwungvollem Hin- und Herziehen der Säge. 

Mit der Heißklebepistole werden Grundplatte und die Dreiecke der Seitenteile zusammengefügt und auf dem Dosendeckel aufgeklebt, damit sich das Solarmodul der Sonne zuneigt. Der aufgebogene Öffnungsclip dient als Halterung für den kleinen Elektromotor, dessen dünne Drähte mit Gefühl an der Miniatur-Photovoltaikplatte angeschraubt werden. 

Kalfatern ist etwas knibbelig

Ganz wichtig, darauf weist Frank Bacher die Bootsbauer im Alter zwischen neun und 13 Jahren hin, ist das sorgfältige „Kalfatern“ der Dose mit Heißkleber, damit kein Wasser durch den Deckelrand ins Bootsinnere eindringen kann. Das ist etwas knibbelig und so materialaufwändig, dass Peter eine zweite Kleberstange braucht. Die letzte Hürde, bei der die erfahrenen Anleiter etwas helfen müssen, ist das Befestigen der Schraube an der langen Welle. Die wiederum wird mittels eines Holzdübels am Motor angeflanscht. 

Schon nach einer Stunde können Carinas und Felix Boote auf den Teststand, aber auch die anderen Fischdosen-Gefährte nähern sich der Vollendung. Am Tageslicht draußen rührt sich wenig, aber am Montag ist es eben mehr ein Tag der Wind- als der Solarenergie. Mit der Wärmelampe kann Frank Bacher feststellen, dass es bei Felix schon rundläuft, aber Carinas Boot noch ein wenig hakt. Da muss die Welle noch nachgearbeitet werden. 

Felix, der schon Erfahrung mitbringt und auch beim zweiten Mal noch Spaß am Bau des Solarboots hat, wie er bekundet,   lässt sein Gefährt schon mal im Planschbecken zu Wasser. Die zwei ASL-Mitarbeiter haben es extra für den Stapellauf aufgebaut. Schwimmfähig ist es, fahren wird es dann an einem sonnigen Tag zuhause.

 4. Juli 2023