Als sich das Mehrgenerationenhaus (MGH) vor knapp zehn Jahren um eine Förderung beim Bundesministerium bewarb, war die Idee noch eine andere. Ein Konzept für eine „Anlaufstelle für ältere Menschen“ sollte und wurde erstellt. Aber die darin vorgesehenen Sprechstunden von Seniorenlotsen zur Beratung und Hilfestellung gibt es schon lange nicht mehr. Dafür organisieren sie aber einen bunten Strauß immer wieder neuer Angebote unter dem Motto „Aktiv älter werden in Saerbeck“.

Das „aktiv“ ist ernst gemeint, nicht immer aber in vielen Angeboten: Bei den Spaziergängen mit und ohne Rollator beispielsweise, im Singkreis oder bei den Spielenachmittagen, die Spaß machen und geistige Beweglichkeit fordern. Die Organisation übernehmen die Seniorenlotsen ehrenamtlich. Wobei für Sprecherin Rita Verlage und ihre Vorgängerin Maria Schwering klar Ist, dass das ohne die hauptamtliche Unterstützung von Brigitte Wolff-Vorndieck als Projektleiterin des MGH nicht möglich wäre. Auch wenn sich das das Ministerium in Berlin etwas blauäugig so vorgestellt hatte. 

Wer es ruhiger mag …

Wer es ruhiger mag, kann zu den Kinonachmittagen kommen, für die Maria Schwering heitere Geschichten mit Tiefgang aussucht. Das ist für sie das „niedrigschwelligste“ Angebot. „Da muss man keinen kennen und nicht reden“, erklärt sie. Aber man kann schon und dabei auch neue Kontakte knüpfen. Die anfangs angebotenen Sprechstunden seien dagegen im überschaubaren Dorf eine zu hohe Hürde gewesen.

Schwering hat mit Birgit Wobker-Rinne das vom MGH erarbeitete Konzept der Anlaufstelle umgesetzt, nachdem die Gelder aus Berlin bewilligt waren – in neun statt der vorgesehenen zwölf Monate, weil die offizielle Zusage so spät kam: „Maria hat da dicke Bretter gebohrt“, sagt Wolff-Vorndieck. Konnte aber zumindest auf eine vorbereitete Bürgerschaft bauen. Denn die Wünsche der älteren Saerbecker sind in einem „World-Café“ und Jahre vorher in der vorangegangenen Aktion „Aktiv im Alter“ abgefragt worden. Der daraus entstandene Computer-Club, die Fahrradtruppe und weitere Gruppen bestehen noch heute.

Im neuen Konzept entstanden der Wegweiser für Senioren und die Vorsorgemappe, die weiterhin ständig aktualisiert wird und von der Brigitte Wolff-Vorndieck ebenso ständig neue ausdrucken muss. „Inzwischen werden sie auch von jüngeren Familien nachgefragt“, beobachtet sie. 

Eine Erfolgsgeschichte

Zwar anders aber zweifellos eine Erfolgsgeschichte im breiten Angebot des Mehrgenerationenhauses, über die rund 200 Menschen von den Seniorenlotsen beständig erreicht werden. Aber im Gespräch wird deutlich, dass die drei noch eine andere Zielgruppen erreichen wollen: Maria Schwering thematisiert das Problem der einsamen Menschen, die es allen dörflichen Strukturen zum Trotz natürlich auch in Saerbeck gebe. Sie zu erreichen erweise sich als schwierig. Manche würden von ihren Kindern „angestupst“ werden, sträubten sich anfangs etwas, aber seien dann ganz begeistert weiter dabei. 

Auf der anderen Seite ist es nicht einfach, immer wieder neue Seniorenlotsen zu finden. Manche seien, eben altersbedingt im Laufe der Jahre ausgeschieden, berichtet Rita Verlage. Bis jetzt gelinge es, die Zahl von zehn recht konstant zu halten und das seit fast acht Jahren. Das sei auch das Mindestmaß angesichts all der im Laufe der Jahre neu hinzugekommenen Aktivitäten. Verlage legt eine Terminübersicht vor, die für jeden zweiten Tag ein Angebot verzeichnet. Fast alle davon sind übrigens kostenlos, weil ehrenamtlich organisiert. 

“Neue fühlen sich schnell wohl”

Ab und zu findet sich aber jemand wie bei diesem monatlichen Treffen im MGH-Café, der mal schauen will, ob er bei den Seniorenlotsen mitmachen möchte. Die Erfahrung lässt Maria Schwering hoffen: „Die Neuen fühlen sich schnell wohl und werden gleich aktiv“, hat sie immer wieder beobachtet.

Für die Vielfalt der Angebote erweist sich als großer Vorteil, dass in der Runde viele Professionen und Erfahrungen zusammenkommen. Da finden sich beispielsweise eine Expertin für EDV-Angelegenheiten, eine Seniorenlotsin kann Workshops zu Spielen und Übungen für beweglichere Hände anbieten.

Wieder ein anderer, um noch ein Beispiel zu nennen, ist der Experte für Behördenangelegenheiten. Auf Wunsch und wenn erforderlich gibt es eben doch noch die Einzelsprechstunde. Ansonsten werden viele der Fragen, die dort mal gestellt werden sollten, nebenbei in einer der vielen Runden gelöst. Im Klöncafé beispielsweise, wo immer wieder neue Teilnehmerinnen und manchmal auch Teilnehmer begrüßt werden können, wie Maria Schwering erfreut feststellt. 

26. August 2024